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AutorenbildPrim. Dr. Kontrus

CT-gesteuerte Schmerztherapie

Aktualisiert: 6. Aug. 2019

Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Neben der Diagnostik liefert die Radiologie seit Jahren mit der Computertomographie-gesteuerten Schmerztherapie einen wichtigen therapeutischen Beitrag.

Prim. Dr. Manfred Kontrus und OA Dr. Thomas Schmidhuber von der Privatklinik Villach erläutern wie die Computertomographi der Schmerztherapie eingesetzt wird.


Was ist eine periradikuläre Therapie (PRT)?


Prim. Dr. Kontrus: Schmerzen, die durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden, treten über Nervenwurzeln (radix = Wurzel) ins Rückenmark ein. Am Eintrittspunkt, also an der Wurzel, wird unter Zuhilfenahme der Computertomographie ein Wirkstoff eingespritzt, der den Schmerzzustand lindern soll. Infiltrationen können aber auch an Nerven in deutlichem Abstand vom Rückenmark gesetzt werden, zum Beispiel an Zwischenwirbelgelenken, am Beckenboden, im hinteren Bauchraum oder am Kreuz-Darmbeingelenk.





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Warum im CT?


OA Dr. Schmidhuber: Bei uns erfolgt die Injektion unter computertomographischer Kontrolle, weil das die höchste Sicherheit für den Patienten bedeutet. Der gesamte Körperquerschnitt ist überlagerungsfrei dargestellt, der Injektionsweg kann elektronisch simuliert und auf gefährdete Hindernisse überprüft werden. So ist es möglich, millimetergenau zu planen und zu infiltrieren. Das sind entscheidende Vorteile gegenüber blinden Injektionen oder röntgengezielten Infiltrationen, die ohne die dreidimensionale Planung stattfinden.


Was sind Risiken und Nebenwirkungen?


OA Dr. Schmidhuber: Es handelt sich um eine risikoarme, nahezu schmerzlose Behandlung, die auch ambulant durchgeführt werden kann. Kurzzeitige Taubheit und Schwäche im betroffenen Gebiet gehen gleichzeitig mit einer raschen Schmerzreduktion einher. Die verabreichten Wirkstoffe sind gut verträglich und haben durch ihre chemische Struktur eine länger anhaltende Wirkung. Allergien können vorkommen, dauerhafte Folgewirkungen durch den Cortisonanteil sind nicht zu erwarten.


Verletzungen an Nervenstrukturen, der Rückenmarkshaut oder von Gefäßen sind in geübter Hand sehr selten, müssen aber, wie die Möglichkeit einer Infektion, als Komplikationen erwähnt werden.


Welche Patienten kommen für CT-gezielte Infiltrationen in Frage?


Die Hauptanwendungsgebiete sind akute oder chronische Schmerzzustände im Rücken- oder Schulter-/Nackenbereich oder an der Brust- und vor allem Lendenwirbelsäule, meist im Rahmen von Bandscheibenvorfällen. Missempfindung wie Schmerzausstrahlung oder Kribbeln betreffen bestimmte Regionen an Bein, Arm, Hand oder Fuß, so genannte radikuläre Symptome.


Abnützungen oder Entzündungen an kleinen Wirbelgelenken und dem Kreuzdarmbeingelenk oder Schmerzen nach Bandscheibenoperationen (so genanntes failed back syndrom) kommen ebenfalls in Frage.


Unabhängig von der Ursache, nehmen ja fast 90 % aller Rückenschmerzen einen gutartigen Verlauf und sind in 6 bis 12 Wochen abgeheilt. Radikuläre Syndrome haben eine Heilungsrate von 50 % innerhalb eines Monats.


Braucht man die Infiltrationen überhaupt?


Prim. Dr. Kontrus: Die Infiltrationen verkürzen den Heilungsverlauf deutlich, reduzieren vor allem die akuten Schmerzen, sodass auch früher mit Heilgymnastik begonnen werden kann. Bettruhe ist häufig kontraproduktiv. Die Mobilisierung ist enorm wichtig, um die Chronifizierung der Schmerzen zu unterbinden. Die Infiltrationen sorgen für schmerzfreie Episoden. Bei einem Bandscheibenvorfall dauert es mehrere Wochen, bis der Riss in der Bandscheibe verheilt ist.


Viele Patienten haben keine krankhaften Veränderungen in der CT oder MRT ihrer Wirbelsäule. Kommen diese für eine Behandlung in Frage?


85 % der akuten Rückenschmerzen sind unspezifisch, das heißt, man kann anhand des Beschwerdebildes und der Vorgeschichte nicht feststellen, was die genaue Ursache ist.


Auch Spezialuntersuchungen wie CT oder MRT zeigen häufig die Auslöser nicht oder die gefundene Veränderung passt nicht zum Untersuchungsbefund (so genannter inkongruenter, widersprüchlicher Befund). Die Ursachen sind vielfältig und entstehen in der Muskulatur, z. B. durch Überdehnung, Verkürzung oder Zerrung, ebenso in Bändern oder kleinen Wirbelgelenken.


Natürlich auch durch Fehlfunktionen der Bandscheiben. In solchen Fällen arbeiten wir eng mit unseren Neurologen und Neurochirurgen zusammen und sprechen unser weiteres Vorgehen ab.

Wir setzen die gezielten Injektionen dann bei der Suche nach den Schmerzquellen ein, dabei ist oft ein Wechsel des Injektionsortes notwendig. Es werden dann nur Vereisungsmittel angewendet, bis der Schmerzverursacher identifiziert ist.


Infiltrationen sind ja kein neues Behandlungsverfahren, oder doch?


Auch nach vielen Jahren sind wir von der Wirksamkeit der Infiltrationsmethoden überzeugt und haben sie kaum verändert. Die Injektionen sind wirklich minimalinvasiv und verändern nichts an der Statik oder der Beweglichkeit des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes, wie es selbst der kleinste chirurgische Eingriff verursacht.


Patienten können trotz ihrer Schäden an der Bandscheibe schmerzfrei leben und sollten sich sportlich betätigen, denn eine gestärkte Muskulatur ist ein effizienter Schutz für die Wirbelsäule. So haben die Infiltrationen sowohl in der Diagnostik als auch eingebettet in die medikamentöse und physikalische Therapie ihre Bedeutung.



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